Gerberstraße

Den Namen erhielt die Straße aufgrund des hier ausgeübten Gerberhandwerks, welches als sehr unrein galt, denn zur Herstellung von Leder musste man die Tierhaut von den Kadavern abziehen und sie mit Urin oder Chemikalien behandeln, um sie dann zu Kleidung weiterzuverarbeiten, weshalb die Gerbereien Gunzenhausens eher außerhalb der Innenstadt gelegen waren. Bei dem Beruf des Gerbers wurde zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden. Zum einen der Rotgerber, der sich um große Tiere, wie zum Beispiel Rinder kümmerte, und zum anderen der Weißgerber, welcher sich um die exklusiven und edleren Tierhäute, wie die von Hasen, kümmerte. Für die Arbeit der Gerber brauchte man viel Wasser, weshalb die Betriebe an der Altmühl lagen.

In der Gerberstraße 6 befindet sich heutzutage das Asia-Restaurant Thang, damals war dort eine Gerberei, welche von 1640 bis 1839 produziere. An der Stelle, an der heute das Renner Raumausstattung & Co. (Gerberstr. 9) steht, war ebenfalls einmal eine Gerberei, welche von 1687 bis 1953 geöffnet war. Die heutige Raiffeisenbank (Gerberstr. 10) war in diesen Jahren auch eine Gerberei, jeweils von 1620 bis 1675 und von 1770 bis 1870. Durch diese drei ehemaligen Gerbereien hat die Straße ihren hauptsächlichen Namen. 

Am 4. Oktober 1933 wurde die Gerberstraße in Julius-Streicher-Straße umbenannt. Streicher war einer der größten Antisemiten und NSDAP-Gauleiter von Mittelfranken bzw. Franken‘. Er hielt sich viel in Gunzenhausen auf, wo, wie überall in Deutschland, auch seine eigene Zeitung, der Stürmer, verkauft wurde. Am 21. April 1945 marschierten jedoch die Amerikaner in Gunzenhausen ein, was zur Kapitulation von Gunzenhausen führte, nachdem es am 16./17. April von den USA bombardiert wurde. Daraufhin wurde ein provisorischer Stadtrat von den Amerikanern eingesetzt, der die Julius-Streicher-Straße am 30. Mai 1945 wieder in Gerberstraße umbenannte.


Gerberstraße vor 1905


Gerberstraße mit Blick zur Bahnhofstraße 1920er Jahre


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