Osianderstraße

Andreas Osiander, Professor der Theologie, Reformator und Lektor der hebräischen Sprache, war ein viel beschäftigter, stets umherreisender Mann, der bei seiner Tätigkeit auch mit Phillip Melanchton in Verbindung kam. Als berühmten Sohn der Stadt wurde ihm die Ehre zu Teil, dass eine Straße nach ihm benannt wurde. 

Bis zum 16. Jahrhundert hieß die Osianderstraße noch Leichenweg, da sie neben dem zweitältesten Friedhof Gunzenhausens lag. Wobei vor dieser Zeit noch der Name „Gottesackergasse“ im Volksmund genutzt wurde. 

Die Geschichte seines Namensgebers ist aber weitaus spannender als die der Straße selbst. Andreas Osiander (1498 – 1552) wurde in der Rathausstraße 6 in Gunzenhausen geboren und besuchte die örtliche Lateinschule, die heute noch in der Kirchenstraße 11 zu finden ist. Trotz der Tatsache, dass er katholisch getauft wurde, wurde er nach seinem Studium der Theologie in Ingolstadt evangelischer Theologe und Reformator. 1520 wirkte er in seiner Tätigkeit als Lektor der hebräischen Sprache am Augustinerkloster in Nürnberg, bevor er 1522 als Pfarrer an die St. Lorenz Kirche ging. Gemeinsam mit Albrecht Dürer, Willibald Prickheimer, Lazarus Sprengler und Hans Sachs führte er die Reformation in Nürnberg durch und verfasste 1533 eine Kirchenordnung, welche auch von der Markgrafschaft Brandenburg Ansbach übernommen wurde. 1549 wurde er als Theologieprofessor an die Albertus-Universität Königsberg berufen. An der Universität ereignete sich auch der Osiandrische Streit, den Alexander Osiander mit Phillip Melanchton hatte. 1540 veröffentlichte Osiander seine Schrift “Ob es wahr und glaublich sey, daß die Juden der christen Kinder heymlich erwürgen und ir Blut gebrauchen“ - eine mutige theologische und philologische Abhandlung, die zeitgenössische antisemitische Vorurteile entkräftete. 


Andreas Osiander


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